Zurück auf der Straße

Wenn sich im Februar die ersten Sonnenstrahlen mühsam durch die eiskalte Luft schneiden, die Tage schon spürbar länger werden und der Stand der Sonne sich ein wenig höher erhebt als noch im Dezember, ist es an der Zeit, die Kamera umzuschnallen und sich auf die Pirsch zu begeben. Mancher Fotoenthusiast bevorzugt Motive aus Wald und Flur oder bereist das Umland auf der Suche nach historischen Sehenswürdigkeiten, diese bei trefflichem Fotolicht wirkungsvoll in Szene zu setzen.

Doch auch der Dschungel der Großstadt hat an solchen Tagen einiges zu bieten. Die Menschen getrauen sich mal für länger an die frische Luft, bevölkern Straßen und Plätze, ihre Gesichter in die bis dato raren Sonnenstrahlen zu halten. Genug der blumigen Prosa.

Während die Influencer der einschlägigen Youtube -Kanäle uns unvermindert erzählen, welche neue Technik es noch anzuschaffen gilt, die dann freilich „ultimativ“ und auf jeden Fall ein „Game-Changer“ ist, liegt das bewährte Zeug im heimischen Schrank und ist für Einsätze auf der Straße allemal gut genug. An diesem sonnigen Februarsonntag traf es die kleine Fujifilm X-T20 mit einem TTArtisan Pancake-Objektiv, 27mm/F2.8.

Besonderes Augenmerk sei auf das Klappdisplay gerichtet. Während die Meinungsmacher von Wiesner bis Davision ein Klapp-Schwenk-Display als Ultima Ratio anpreisen, erweist sich so ein Teil in der Straßenfotografie als nicht sehr praktisch. Die X-T20 verfügt über ein stabiles, dabei starres Klappdisplay, das die Motivkontrolle problemlos und vor allem unauffällig gestattet, wenn man die Kamera einfach vor dem Bauch hängen hat. Auf die Art ergibt sich der Look einer alten Lichtschachtkamera von selbst. Ähnliche Ergebnisse erzielt man beispielsweise mit einer Rolleiflex oder einer Exakta.

Flohmärkte sind Zerrbilder der menschlichen Gesellschaft, Ramschtische voll gefrorener Vergangenheit. Was einst Sinnbild für Wohlstand und Wohlergehen, nunmehr aussortiert, knapp am Müllplatz vorbeigeschrammt. Die Menschen hinter den Tischen bieten fremden Plunder feil, wissend, dass es immer jemanden gibt, der glaubt ein Schnäppchen zu schlagen und den man übers Ohr hauen kann. Hier spielen sie keine Rolle, all die Krisen und Kriege, die uns der Fernseher allabendlich in die Wohnzimmer kippt. Nur ab und zu sieht man jemanden auf dem Smartphone rumdrücken. Stattdessen lautes Schnattern, feilschen, beäugen, begrapschen von Gegenständen, dereinst durch menschliche Hand erschaffen, die längst ihren Gebrauchswert verloren haben, denn wir leben in einer Überflussgesellschaft. Dinge werden produziert, einzig um verbraucht zu werden, schrieb Günther Anders vor fünfzig Jahren, egal ob Möbel, Nahrungsmittel, Stereoanlagen, Kinderspielzeug, Medikamente oder Waffen. Nur darin besteht der Sinn aller Produktion. Verwendungszweck nicht von Belang.